„Geschlossene Schaltgerätekombinationen für Freiluftaufstellung und für Innenraumaufstellung, die an Orten mit hoher Luftfeuchte und in weiten Grenzen schwankenden Temperaturen verwendet werden, müssen gegen schädliche Kondensation innerhalb der Schaltgerätekombination mit geeigneten Mitteln (Belüftung und/oder innere Heizung, Klimastutzen usw.) ausgestattet werden. Die festgelegte Schutzart muss dabei jedoch erhalten bleiben.“
Ursachen der Kondensatbildung
Kondensat bildet sich, wenn die Temperatur im Inneren des Verteilers unter den Taupunkt der eingeschlossenen Luft fällt. In der Folge kann die Luft die gespeicherte Feuchtigkeit nicht mehr halten – das Wasser kondensiert an kalten Oberflächen wie der Gehäusedecke oder an metallischen Komponenten. Typische Auslöser:
- Temperaturwechsel: Tagsüber erwärmen sich Schränke durch Sonneneinstrahlung oder Gerätelast. Nachts oder bei Regen sinkt die Außentemperatur rapide – die Luft im Inneren kühlt ab und Feuchtigkeit kondensiert.
- Hohe Luftfeuchtigkeit: Feuchte Umgebungsluft reichert den Innenraum mit Feuchtigkeit an.
- Aufsteigende Feuchte: Bei offenen Sockelverteilern steigt Wasserdampf direkt aus dem Erdreich ins Gehäuse auf.
- Dichte Gehäuse ohne Luftaustausch: Bei Verteilern mit hoher Schutzart (z. B. IP65) wird Feuchtigkeit eingeschlossen. Tagsüber erwärmt sich der Schrank (durch Sonne oder Abwärme von Geräten) – die Innenluft dehnt sich aus und entweicht eventuell geringfügig. Kühlt der Schrank ab, zieht der entstehende Unterdruck feuchte Außenluft durch kleinste Öffnungen oder über das Erdreich ins Innere. Diese atmende Wirkung wiederholt sich, sodass sich nach und nach Feuchtigkeit anreichern kann.
- Feuchtigkeit bei der Montage: Schon während der Inbetriebnahme kann Luftfeuchtigkeit eingeschlossen werden, etwa bei Montage bei Regenwetter.
Welche Probleme verursacht Kondensat?
Wird die Feuchtigkeit nicht wirksam reguliert, kann es zu folgenden Störungen kommen:
- Korrosion an Klemmen und Kontakten: Rost oder Oxidation stören Übergänge und erhöhen Übergangswiderstände.
- Verunreinigungen durch Tropfwasser: Kondensat bindet Staub und bildet leitfähige Ablagerungen.
- Kriechströme und Kurzschlüsse: Feuchtigkeit auf Isolierflächen kann elektrische Ströme umlenken oder Bauteile beschädigen.
- Elektrolyse: Ist Wasser zwischen spannungsführenden Kontakten vorhanden (z. B. +24 V/GND), entsteht durch elektrochemische Prozesse eine Zersetzung metallischer Bauteile. Die Folge: schleichende Schäden an Leiterbahnen, Lötstellen und Klemmen, selbst bei geringer Spannung.
Verteiler mit Eingrabsockel
Diese Bauform begünstigt das Aufsteigen von Feuchtigkeit aus dem Boden.
Empfohlene Maßnahmen:
- Sockelfüller verwenden: Granulate (z. B. Blähton, Blähglas) verhindern das Aufsteigen von Bodenfeuchte und wirken feuchteregulierend.
- Schaumstoffpolster als Sperrschicht: Als zusätzliche Feuchtesperre kann oberhalb des Sockelfüllers ein spezielles Schaumstoffpolster eingelegt werden. Dieses wirkt als Barriere gegen aufsteigenden Wasserdampf, verringert Luftkonvektion und verbessert gleichzeitig die Dämmung im unteren Bereich des Schrankes.
- Dachdämmung: Eine Dämmmatte oder ein Antikondensvlies im Schrankdach vermindert Abkühlung und bindet anfallendes Kondensat.
Geschlossene Verteiler mit Kabeleinführungen
Geschlossene Schränke können Feuchtigkeit einschließen und begünstigen so die Kondensatbildung an Innenflächen.
Empfohlene Maßnahmen:
- Entlüftungselemente: Lüftungseinsätze mit Membran oder Labyrinthdichtung ermöglichen Druckausgleich und Luftaustausch.
- Druckausgleichende Kabelverschraubungen: Verhindern Unterdruck im Inneren und lassen überschüssige Feuchtigkeit nach außen diffundieren.
- Trockenmittel: Silikagel-Kissen nehmen Feuchtigkeit auf und senken die relative Luftfeuchte im Inneren. Wichtig ist, die Trockenmittel regelmäßig zu kontrollieren und bei Sättigung zu erneuern oder zu regenerieren, da sie nur begrenzt Feuchtigkeit aufnehmen können.
Optionale Maßnahme: Schaltschrankheizung
Eine elektrisch betriebene Heizung kann helfen, die Innentemperatur oberhalb des Taupunkts zu halten. Sie wird nur empfohlen, wenn empfindliche Komponenten (z. B. Netzwerkgeräte) verbaut sind. Da Heizungen laufende Stromkosten verursachen, sollte ihr Einsatz sorgfältig abgewogen werden. Der Betrieb sollte in jedem Fall thermostat- oder feuchtegesteuert erfolgen.
Fazit
Die Kombination aus konstruktiven Maßnahmen (wie Sockelfüllung, Belüftung oder Dachdämmung) und gezielter Feuchteregulierung (z. B. Silikagel) schützt wirksam vor Kondensat. Eine Schaltschrankheizung kann in Sonderfällen sinnvoll sein, ist aber in den meisten Installationen nicht zwingend erforderlich. Mit der richtigen Planung lassen sich Feuchtigkeitsschäden vermeiden.