Wie lässt sich Kondensatbildung in Außenverteilern vermeiden?

Feuchtigkeit in Verteilerschränken ist ein häufig unterschätztes Risiko. Gerade im Außenbereich kann Kondenswasser die Betriebssicherheit elektrischer Anlagen erheblich beeinträchtigen. Die Problematik ist auch normativ verankert: In Abschnitt 8.2.2 der DIN EN 61439-1 (VDE 0660-600-1) heißt es: 

„Geschlossene Schaltgerätekombinationen für Freiluftaufstellung und für Innenraumaufstellung, die an Orten mit hoher Luftfeuchte und in weiten Grenzen schwankenden Temperaturen verwendet werden, müssen gegen schädliche Kondensation innerhalb der Schaltgerätekombination mit geeigneten Mitteln (Belüftung und/oder innere Heizung, Klimastutzen usw.) ausgestattet werden. Die festgelegte Schutzart muss dabei jedoch erhalten bleiben.“


Der nachfolgende Artikel erklärt die technischen Ursachen für Kondensatbildung und zeigt praxisgerechte Maßnahmen zur Vermeidung – jeweils angepasst an die Bauform des Verteilers. Ziel ist es, Anlagen dauerhaft trocken, funktionstüchtig und wartungsarm zu halten.

Ursachen der Kondensatbildung


Kondensat bildet sich, wenn die Temperatur im Inneren des Verteilers unter den Taupunkt der eingeschlossenen Luft fällt. In der Folge kann die Luft die gespeicherte Feuchtigkeit nicht mehr halten – das Wasser kondensiert an kalten Oberflächen wie der Gehäusedecke oder an metallischen Komponenten. Typische Auslöser:

  • Temperaturwechsel: Tagsüber erwärmen sich Schränke durch Sonneneinstrahlung oder Gerätelast. Nachts oder bei Regen sinkt die Außentemperatur rapide – die Luft im Inneren kühlt ab und Feuchtigkeit kondensiert.
  • Hohe Luftfeuchtigkeit: Feuchte Umgebungsluft reichert den Innenraum mit Feuchtigkeit an.
  • Aufsteigende Feuchte: Bei offenen Sockelverteilern steigt Wasserdampf direkt aus dem Erdreich ins Gehäuse auf.
  • Dichte Gehäuse ohne Luftaustausch: Bei Verteilern mit hoher Schutzart (z. B. IP65) wird Feuchtigkeit eingeschlossen. Tagsüber erwärmt sich der Schrank (durch Sonne oder Abwärme von Geräten) – die Innenluft dehnt sich aus und entweicht eventuell geringfügig. Kühlt der Schrank ab, zieht der entstehende Unterdruck feuchte Außenluft durch kleinste Öffnungen oder über das Erdreich ins Innere. Diese atmende Wirkung wiederholt sich, sodass sich nach und nach Feuchtigkeit anreichern kann.
  • Feuchtigkeit bei der Montage: Schon während der Inbetriebnahme kann Luftfeuchtigkeit eingeschlossen werden, etwa bei Montage bei Regenwetter.


Welche Probleme verursacht Kondensat?


Wird die Feuchtigkeit nicht wirksam reguliert, kann es zu folgenden Störungen kommen:

  • Korrosion an Klemmen und Kontakten: Rost oder Oxidation stören Übergänge und erhöhen Übergangswiderstände.
  • Verunreinigungen durch Tropfwasser: Kondensat bindet Staub und bildet leitfähige Ablagerungen.
  • Kriechströme und Kurzschlüsse: Feuchtigkeit auf Isolierflächen kann elektrische Ströme umlenken oder Bauteile beschädigen.
  • Elektrolyse: Ist Wasser zwischen spannungsführenden Kontakten vorhanden (z. B. +24 V/GND), entsteht durch elektrochemische Prozesse eine Zersetzung metallischer Bauteile. Die Folge: schleichende Schäden an Leiterbahnen, Lötstellen und Klemmen, selbst bei geringer Spannung.


Verteiler mit Eingrabsockel


Diese Bauform begünstigt das Aufsteigen von Feuchtigkeit aus dem Boden.

Empfohlene Maßnahmen:

  • Sockelfüller verwenden: Granulate (z. B. Blähton, Blähglas) verhindern das Aufsteigen von Bodenfeuchte und wirken feuchteregulierend.
  • Schaumstoffpolster als Sperrschicht: Als zusätzliche Feuchtesperre kann oberhalb des Sockelfüllers ein spezielles Schaumstoffpolster eingelegt werden. Dieses wirkt als Barriere gegen aufsteigenden Wasserdampf, verringert Luftkonvektion und verbessert gleichzeitig die Dämmung im unteren Bereich des Schrankes.
  • Dachdämmung: Eine Dämmmatte oder ein Antikondensvlies im Schrankdach vermindert Abkühlung und bindet anfallendes Kondensat.


Geschlossene Verteiler mit Kabeleinführungen


Geschlossene Schränke können Feuchtigkeit einschließen und begünstigen so die Kondensatbildung an Innenflächen.

Empfohlene Maßnahmen:

  • Entlüftungselemente: Lüftungseinsätze mit Membran oder Labyrinthdichtung ermöglichen Druckausgleich und Luftaustausch.
  • Druckausgleichende Kabelverschraubungen: Verhindern Unterdruck im Inneren und lassen überschüssige Feuchtigkeit nach außen diffundieren.
  • Trockenmittel: Silikagel-Kissen nehmen Feuchtigkeit auf und senken die relative Luftfeuchte im Inneren. Wichtig ist, die Trockenmittel regelmäßig zu kontrollieren und bei Sättigung zu erneuern oder zu regenerieren, da sie nur begrenzt Feuchtigkeit aufnehmen können.

Trotz dieser Maßnahmen lässt sich Kondensat nicht immer vollständig verhindern. Achten Sie daher bei regelmäßigen Wartungen darauf, innen keine stehende Nässe vorzufinden. Gegebenenfalls können Sie zusätzlich die im nächsten Abschnitt beschriebenen allgemeinen Maßnahmen (Belüftung, Trockenmittel) in Betracht ziehen oder eine Schaltschrankheizung (siehe unten) installieren, falls kritische Elektronik verbaut ist.

Optionale Maßnahme: Schaltschrankheizung


Eine elektrisch betriebene Heizung kann helfen, die Innentemperatur oberhalb des Taupunkts zu halten. Sie wird nur empfohlen, wenn empfindliche Komponenten (z. B. Netzwerkgeräte) verbaut sind. Da Heizungen laufende Stromkosten verursachen, sollte ihr Einsatz sorgfältig abgewogen werden. Der Betrieb sollte in jedem Fall thermostat- oder feuchtegesteuert erfolgen.  


Fazit


Die Kombination aus konstruktiven Maßnahmen (wie Sockelfüllung, Belüftung oder Dachdämmung) und gezielter Feuchteregulierung (z. B. Silikagel) schützt wirksam vor Kondensat. Eine Schaltschrankheizung kann in Sonderfällen sinnvoll sein, ist aber in den meisten Installationen nicht zwingend erforderlich. Mit der richtigen Planung lassen sich Feuchtigkeitsschäden vermeiden.



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