Welche Anforderungen müssen von elektrischen Anlagen (Stromverteiler und Ähnliches) auf Campingplätzen erfüllt werden?

Auf Camping- und Wohnmobilstellplätzen sind neben der Versorgungssicherheit vor allem auch der Personenschutz und Brandschutz wichtige Aspekte der aktuellen Normung.

Die nationalen Normen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden im Wesentlichen als Umsetzung der internationalen Norm IEC 60364-7-708. Diese Norm des IEC (Internationale elektrotechnische Kommission) wurde von technischen Fachleuten aus aller Welt entwickelt und ist somit das Ergebnis eines internationalen Erfahrungsaustauschs. 2017 wurde die Norm neu aufgelegt, weshalb hier mit entsprechenden Neuauflagen der nationalen Normen zu rechnen ist. Wenn Sie mehr über nationale, europäische und internationale Normen erfahren möchten, finden Sie  hier eine interessante Erklärung des DIN (Deutsches Institut für Normung).

Hier können Sie sich zusätzlich über das Thema Eichpflicht von Stromzählern informieren.

Deutschland


In Deutschland werden die Anforderungen an elektrische Anlagen (Stromverteiler und Ähnliches) auf Campingplätzen durch die DIN VDE 0100-708 geregelt. Die aktuell gültige Ausgabe ist dabei von Februar 2010. Die wichtigsten Punkte dieser Norm sind:

  • Die Versorgungsspannung ist nicht höher als einphasig AC 230V / 50Hz oder dreiphasig AC 400V / 50Hz.
  • Nur Nullung und Fehlerstrom-Schutzschaltung werden als Maßnahme des Fehlerschutzes angewendet.
  • Die Anzahl der benötigten Steckdosen entspricht der Anzahl der Stellplätze mit vorgesehener elektrischer Versorgung.
  • Jede Steckdose, die einen entsprechenden Stellplatz versorgt, verfügt über eine eigene Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (“FI-Schalter”) mit einem Nennstrom IΔN ≤ 0,03A und eine Überstrom-Schutzeinrichtung (“elektrische Sicherung”). Für Einphasenwechselstromanschlüsse ist ein kombinierter FI/LS-Schalter möglich.
  • In einem Verteilerschrank ist eine Trenneinrichtung für alle aktiven Leiter, auch den Neutralleiter, enthalten.
  • Alle verbauten Steckdosen sind industrielle Steckvorrichtungen nach DIN 60309-2 (“CEE-Steckdose”) und mit der Unterkante zwischen 0,5m und 1,5m über dem Boden befestigt. Bei extremen Umgebungsbedingungen (z.B. Nutzung des Platzes im Winter, Hochwassergefahr) dürfen die Steckdosen höher angeordnet werden. Schutzkontaktsteckdosen für die Versorgung von Stellplätzen sind nicht zulässig!
  • Alle elektrischen Betriebsmittel weisen eine Mindestschutzart IP44 auf. Der Bemessungsstrom der Steckdose beträgt für einphasige Steckdosen mit einer Bemessungsspannung bis AC 250V 16A.
  • Der Abstand zwischen Steckdose und Caravan/Zelt ist so gering wie möglich und beträgt höchstens 20m. Steckdosen dürfen gruppiert werden, jedoch besteht eine Gruppe aus maximal 4 Steckdosen. Die Zuleitung zum eigenen Standplatz läuft nicht über einen benachbarten Standplatz. Der Gast verwendet eine Gummileitung mit einem Leiter-Nennquerschnitt von 2,5mm² (H07RN-F 3G2,5 oder mindestens gleichwertig) und 25m Maximallänge. Die Toleranz beträgt 2m.
  • Wird bei der Versorgung eines Campingplatz ein TN-System verwendet, so ist dieses als TN-S-System ausgeführt. Das bedeutet, dass in der gesamten Anlage nur eine Verbindung zwischen Neutralleiter und Erde besteht. Separate Neutralleiter und Schutzleiter werden vom Transformator bis zu den Betriebsmitteln geführt. PEN-Leiter kommen nicht zur Anwendung.

Eine Neuauflage der Norm befindet sich derzeit in der Entwurfsphase. Die übersichtliche Zusammenstellung der DIN VDE 0100-708 sowie weiterer Normen in diesem Kontext finden Sie in diesem Buch.

Österreich


In Österreich sind Elektroinstallationen auf Campingplätzen durch die  ÖVE E 8101 Teil 7-708 geregelt, deren aktuelle Ausgabe seit Januar 2019 gültig ist. Die Forderungen aus der Norm entsprechen im Wesentlichen der deutschen DIN VDE 0100-708.

Schweiz


In der Schweiz regelt die  SN 411000 (NIN – Niederspannungs-Installations-Norm) aus dem Jahr 2015 die Errichtung von elektrischen Anlagen auf Camping- und Caravanplätzen.